Altersvorsorge und Vermögensaufbau: Finanzprodukte für den Berufseinstieg
Artikel erschienen im Juli / August 2025
Autorin: Carmen Mausbach

© Pexels; 3184292; fauxels
Frau Kaminski ist 25 Jahre alt und seit fünf Jahren Kundin einer Sparkasse in Rheinland-Pfalz. Da für sie als Berufseinsteigerin ein neuer Lebensabschnitt beginnt, hat sie vor zwei Wochen einen Beratungstermin mit ihrem Kundenberater, Dieter Nowak, vereinbart. Herr Nowak gratuliert ihr zum erfolgreichen Abschluss ihres Studiums und ist sehr darüber erfreut, dass sie sich frühzeitig Gedanken über die Themen Finanzen und Versicherungen macht. Das ist leider nicht selbstverständlich, denn viele junge Leute, die in das Arbeitsleben entlassen werden, kommen mit ihrem Monatsgehalt nicht aus. Laut dem aktuellen Creditreform-Schuldenatlas lag die Überschuldungsquote in der jüngsten Altersgruppe der unter 30-Jährigen im Jahr 2024 immerhin bei 6,76 Prozent.
Girokonto mit Sonderkonditionen
Frau Kaminski besitzt bei der Sparkasse bereits ein Girokonto. Sie berichtet, dass sie ihren Arbeitsvertrag bei einem großen Autobauer unterschrieben hat und das Arbeitsverhältnis in vier Monaten beginnt. Vorher steht noch ein Umzug vom Elternhaus in die erste eigene Wohnung an. Das Studenten-Girokonto war für sie bisher kostenlos und sie möchte von ihrem Kundenberater wissen, was nun hinsichtlich des Girokotos auf sie zukommt. Junge Menschen sind für Banken eine sehr wertvolle Kundengruppe, denn sie sind die Kund:innen von morgen mit zahlreichen finanzwirtschaftlichen Bedarfen. Der Berater kann jungen Kund:in nen daher viele attraktive Produkte mit Sonderkonditionen anbieten. Das Girokonto ist die Grundvoraussetzung für die Teilnahme am bargeldlosen Zahlungsverkehr. Gehaltseingänge, Überweisungen, Lastschriften und Daueraufträge werden darüber abgewickelt. Auch das Onlinebanking über den PC oder das Mobile Banking über ein geeignetes Smartphone funktionieren nur, wenn ein Girokonto vorhanden ist. Auf dem Girokonto werden alle Geldeingänge und Geldausgänge gebucht und als täglicher Saldo dargestellt. Guthaben, die sich auf Girokonten befinden, werden als Sichteinlagen bezeichnet und sind jederzeit verfügbar. Das Konto kann mit Zustimmung der Bank überzogen werden, um kurzzeitige Engpässe abzufedern. Dazu müssen Kund:innen mit ihrer Bank einen Dispositionskredit vereinbaren. Für die Inanspruchnahme des „Dispos“ verlangt die Bank allerdings meist sehr hohe Zinsen im zweistelligen Prozentbereich. Die Sonderkonditionen für das Girokonto, die Herr Nowak Frau Kaminski anbieten kann, sind:
- Kostenfreie Kontoführung bis zum 30. Geburtstag
- EC-Karte und Kreditkarte ohne Zusatzgebühren
- Dispositionskredit in Höhe von drei Nettomonatsgehältern
- Niedriger Dispozins von acht Prozent im Jahr
Frau Kaminski hatte bereits gehofft, dass das Girokonto auch nach ihrem Studium noch eine Zeit lang kostenlos ist. Denn dadurch kann sie möglichst viel von ihrem Einstiegsgehalt übrig behalten. Allerdings gibt es noch einen anderen Aspekt, der sie sehr froh stimmen lässt: Sie hat keinen Grund, zu einer Direktbank zu wechseln, und kann ihren persönlichen Ansprechpartner in der Filiale vor Ort behalten. Bei vielen Direktbanken können Geldgeschäfte zwar schnell und günstig abgewickelt werden, eine persönliche Beratung gibt es hingegen nicht.
Wichtige Versicherungen für den Berufseinstieg
Einige Versicherungen sind für Berufsanfänger:innen unabdingbar. Dazu zählen vor allem solche, die wesentliche und teure Lebensrisiken absichern. Unverzichtbar ist insbesondere die Krankenversicherung. Diese ist eine gesetzliche Pflichtversicherung. Während des Studiums war Frau Kaminski kostenlos über ihre Familie in der gesetzlichen Krankenversicherung versichert. Das ist bis zum 25. Lebensjahr möglich. Da sie nun zu arbeiten beginnt, muss sie sich selbst krankenversichern. Privat kann sie sich nicht versichern, da hierfür das regelmäßige Arbeitsentgelt über der Jahresarbeitsentgeltgrenze von aktuell 73.800 Euro brutto liegen muss. Die Jahresarbeitsentgeltgrenze wird auch Versicherungspflichtgrenze genannt und meist jährlich aktualisiert. Sie legt fest, ab welchem Gehalt Arbeitnehmer:innen nicht mehr versicherungspflichtig in der gesetzlichen Krankenversicherung sind und in eine private Krankenversicherung wechseln können.
Damit auch gesetzlich Krankenversicherte einen umfangreichen Versicherungsschutz genießen, ist es möglich und häufig auch sinnvoll, die gesetzliche Krankenversicherung mit einer Krankenzusatzversicherung zu ergänzen. Eine beliebte Krankenzusatzversicherung ist die Zahnzusatzversicherung, die die Kosten für eine professionelle Zahnreinigung oder für Zahnersatz wie Kronen, Brücken und Implantate übernimmt. Die gesetzliche Krankenversicherung erstattet nur einen kleinen Teil der Kosten für Zahnersatz. Eine weitere Krankenzusatzversicherung, die für viele Menschen sinnvoll ist, ist die Krankenhauszusatzversicherung für den stationären Bereich. Bei einem Krankenhausaufenthalt deckt die gesetzliche Krankenversicherung nur die Behandlung im nächstgelegenen geeigneten Krankenhaus ab. Privatkliniken dürfen nur im Notfall kontaktiert werden. Gehen Versicherte in ein teureres Krankenhaus als das nächstgelegene, müssen sie die zusätzlichen Transportkosten selbst bezahlen. Auch ist bei gesetzlich Versicherten eine Unterbringung im Mehrbettzimmer vorgesehen und eine Behandlung durch den jeweils diensthabenden Krankenhausarzt. Des Weiteren sind Arzthonorare in der diagnoseabhängigen Vergütung enthalten, die die Kasse dem Krankenhaus pauschal für die gesamte Behandlung zahlt. Wer hingegen eine Krankenhauszusatzversicherung hat, hat einen Anspruch auf die Unterbringung im Ein- oder Zweibettzimmer und Versicherte können das Krankenhaus, in dem die Behandlung erfolgen soll, frei wählen. Ebenfalls sieht die Krankenhauszusatzversicherung die Chefarztbehandlung oder die Behandlung durch andere Spezialist:innen vor, wobei das Honorar nicht gedeckelt ist. Diese Extras können den Genesungsprozess erheblich erleichtern. „Wie sieht es denn mit der Pflegezusatzversicherung aus?“, fragt Frau Kaminski. Herr Nowak weist darauf hin, dass zwar das Pflegerisiko und auch die Pflegekosten immer weiter ansteigen, allerdings wird aktuell darüber debattiert, die Pflegeversicherung zu einer Vollversicherung auszubauen. Er hält es daher für angebracht, vorerst abzuwarten, was sich politisch tut.
Die private Haftpflichtversicherung zählt zu den wichtigsten Versicherungen. Ähnlich wie bei der gesetzlichen Krankenversorgung sind erwachsene Kinder während der Ausbildung oder des Studiums in der privaten Haftpflichtversicherung der Eltern mitversichert. Diese Mitversicherung endet mit Eintritt in das Berufsleben. Manche Versicherungsunternehmen legen auch eine Altersgrenze für die kostenlose Mitversicherung fest. Frau Kaminski muss sich somit schnell um eine eigene private Haftpflichtversicherung kümmern. Diese zahlt, wenn jemand schuldhaft einem anderen einen Schaden zugefügt hat. Bei den Schäden kann es sich um Personen-, Sach- oder Vermögensschäden handeln. Die darauf folgenden Schadenersatzansprüche können sehr hoch sein. Wer dann keine private Haftpflichtversicherung hat, haftet mit dem eigenen Vermögen oft ein Leben lang.
Herr Nowak empfiehlt, eine Versicherung mit einer hohen Deckungssumme zu wählen. Sie sollte mindestens fünf Millionen Euro betragen. Darüber hinaus sollte die private Haftpflichtversicherung über eine Forderungsausfalldeckung verfügen. Die eigene private Haftpflichtversicherung tritt dann nämlich auch ein, wenn dem Versicherungsnehmer ein Schaden zugefügt wurde, der Schadenverursacher aber über keine private Haftpflichtversicherung verfügt und auch keine finanziellen Mittel hat, um für den Schaden aufzukommen. Warum dieser Aspekt so wichtig ist, macht Berater Nowak an folgendem Beispiel deutlich: „Stellen Sie sich vor, Sie machen einen Nachmittagsspaziergang und ein E-Scooter fährt Sie auf dem Gehweg an. Sie stürzen und brechen sich die Hüfte, den Unterarm und die Hand. Trotz zahlreicher Operationen haben Sie hinterher erhebliche Bewegungseinschränkungen und können Ihren Beruf ein Jahr lang nicht ausüben. Ihre finanzielle Lage ist also prekär. Der Schadenverursacher hat keine private Haftpflichtversicherung und kann die Kosten für medizinische Behandlungen und Schmerzensgeld auch nicht aus eigener Tasche bezahlen. Besitzen Sie eine private Haftpflichtversicherung mit Forderungsausfalldeckung, tritt diese ein. Andernfalls bleiben Sie als Versicherungsnehmerin auf den Kosten sitzen.“
Laut einer repräsentativen YouGov-Umfrage im Auftrag von Check24 verfügen 20,2 Prozent der Deutschen über keine private Haftpflichtversicherung. Damit steigt die Gefahr, im Schadenfall leer auszugehen, wenn die Forderungsausfalldeckung nicht Teil der privaten Haftpflichtversicherung ist.
Zum Berufseinstieg ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung wichtig. Sie sichert das Risiko ab, durch einen Unfall oder eine Krankheit den eigenen Beruf nicht mehr ausüben zu können. Ohne ein auskömmliches Einkommen kann der Lebensunterhalt unter Umständen nicht mehr bestritten werden, denn auch die Erwerbsminderungsrente reicht dafür in der Regel nicht aus. Herr Nowak weist bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung auf folgende Punkte hin: Zum einen ist natürlich die Beitragshöhe wichtig, aber auch, ob eine sogenannte abstrakte Verweisung greift. Hierbei handelt es sich um eine Versicherungsklausel, die auf einen anderen als den ausgeübten Beruf verweist. Das heißt, Versicherungsnehmer:innen müssen einen anderen Beruf ausüben, sofern ihre Kenntnisse und Fähigkeiten dies theoretisch zulassen. Der Versicherer wird in diesem Fall keine Berufsunfähigkeitsrente zahlen. Auch sollte die Berufsunfähigkeitsrente so hoch sein, dass sie die monatlichen Kosten der Lebensführung abdeckt. Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist für Berufseinsteiger:innen auch deshalb so wichtig, weil die Wartezeit für die Erwerbsminderungsrente fünf Jahre beträgt. Versicherungsnehmer: innen müssen also fünf Jahre in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt haben, um Anspruch auf Erwerbsminderungsrente zu haben. Herr Nowak gibt seiner Kundin den Tipp, die Berufsunfähigkeitsversicherung so früh wie möglich abzuschließen, da sich die Beitragshöhe nicht nur nach dem Berufsrisiko und dem Gesundheitszustand richtet, sondern auch nach Vorerkrankungen und dem Alter.
Da Frau Kaminski bald in ihre erste eigene Wohnung zieht, sollte sie sich Gedanken über eine Hausratversicherung machen. Diese sichert alle beweglichen Gegenstände gegen Risiken wie Brand, Einbruch oder Leitungswasserschäden ab. Darüber hinaus benötigt sie eine eigene Kfz-Versicherung, wenn sie sich ein Auto anschafft. Eine private Rechtsschutzversicherung ist oft eine sinnvolle Ergänzung. Damit sichert sie ihre Rechte als Arbeitnehmerin und Mieterin ab.
Altersvorsorge und Vermögensaufbau
Um die finanziellen Weichen für ihre Zukunft zu stellen, muss Frau Kaminski sich um ihren Vermögensaufbau und die private Altersvorsorge kümmern. Die Zahlungen der gesetzlichen Rentenversicherung reichen kaum aus, um den eigenen Lebensstandard im Alter aufrechtzuerhalten. Es ist somit notwendig, jeden Monat überschüssiges Geld zurückzulegen oder gut zu investieren. Herr Nowak erklärt, welche Finanzprodukte grundsätzlich für die private Altersvorsorge und den Vermögensaufbau sinnvoll sind:
Tagesgeld eignet sich als Notfallreserve und um Gelder kurzfristig zu parken. Sparer:innen können jederzeit Geld von ihrem Tagesgeldkonto abheben und darauf einzahlen. Am 1. Juni 2025 lag der Zinssatz für Tagesgeld im Durchschnitt bei 1,73 Prozent, während die jährliche Inflationsrate in Deutschland im Juni bei zwei Prozent lag. Wichtig ist daher, ein zinsstarkes Tagesgeld zu wählen, bei dem keine Geldentwertung stattfindet.
Festgeld ist eine Geldanlage mit festgelegter Laufzeit und festem Zinssatz. Die Laufzeit beträgt wenige Monate bis viele Jahre. Bis zum Ende der Laufzeit können Sparer:innen über angelegte Gelder nicht verfügen. Auch Festgelder eignen sich dazu, Gelder für anstehende Investitionen zu parken, aber auch für den mittelfristigen Vermögensaufbau, wenn ein zinsstarkes Festgeld gewählt wird. Genau wie Tagesgelder unterliegen Festgelder der gesetzlichen Einlagensicherung bis zu 100.000 pro Kund:in und Bank. Das gilt auch für Banken in anderen EU-Mitgliedstaaten. Bei darüber hinausgehenden Summen kann in Deutschland die freiwillige Einlagensicherung der jeweiligen Bankenverbände greifen.
Die in Investmentfonds investierten Gelder sind insolvenzfest, da es sich um Sondervermögen handelt, das von der Kapitalverwaltungsgesellschaft treuhänderisch verwaltet, jedoch getrennt von deren übrigen Vermögen verwahrt wird. Es gibt ausschüttende und thesaurierende Investmentfonds. Bei ausschüttenden Fonds werden Erträge wie Zinsen und Dividenden regelmäßig an die Anleger:innen ausgeschüttet. Bei thesaurierenden Fonds werden die Erträge hingegen einbehalten und wieder in den Fonds investiert, sodass sich die Fondsanteile entsprechend erhöhen. Gegenüber einer Einzelinvestition ist das Verlustrisiko bei einem Investmentfonds deutlich reduziert, da die Gelder der Anleger:innen nach dem Prinzip der Risikomischung (Diversifikation) in viele verschiedene Vermögenswerte (Wertpapiere, Immobilien, Geldmarktinstrumente) investiert werden. Gleichzeitig haben Anleger:innen die Möglichkeit, ihr Kapital in einen aktiv oder passiv gemanagten Fonds zu investieren. Bei der aktiven Strategie versuchen Fondsmanager:innen, durch die geschickte Auswahl einzelner Aktien (Stock-Picking) und die Abstimmung geeigneter Kauf- und Verkaufszeitpunkte (Timing) einen Mehrertrag gegenüber der Marktrendite, also einem Vergleichsindex, zu erzielen. Bei passiven Strategien konzentriert sich das Fondsmanagement darauf, die Entwicklung des Fondsvermögens möglichst exakt an einen Index zu koppeln.
Investmentfonds nach Anlageschwerpunkt
Investmentfonds | Anlageschwerpunkt |
---|---|
Aktienfonds | Aktien |
Rentenfonds | festverzinsliche Wertpapiere |
Geldmarktfonds | verzinsliche kurzfristige Geldmarkttitel, z. B. Termingelder |
Offene Immobilienfonds | Immobilien |
Mischfonds | z. B. Aktien und verzinsliche Wertpapiere |
Spezialitätenfonds | spezielle Märkte und Instrumente |
Börsengehandelte Indexfonds (ETFs) | Abbildung eines Marktindex |
Quelle: Eigene Darstellung
Wer später eine eigene Immobilie erwerben möchte, muss angesichts der vergleichsweise hohen Zinsen und Immobilienpreise frühzeitig mit der Planung beginnen. Ein Bausparvertrag bietet dabei mit festen Darlehenszinsen für eine bestimmte Laufzeit ein hohes Maß an Sicherheit. Darüber hinaus fördert der Staat den Vermögensaufbau. Die Arbeitnehmersparzulage beträgt bei Bausparverträgen maximal 43 Euro im Jahr, wenn das zu versteuernde Jahreseinkommen nicht höher als 40.000 Euro ist. Zusätzlich wird eine Wohnungsbauprämie von zehn Prozent der eingezahlten Summe bis maximal 700 Euro pro Jahr ausgezahlt. Hier liegt die Einkommensgrenze für Ledige bei 35.000 Euro pro Jahr.
Die Riester-Rente ist eine staatlich geförderte Form der Altersvorsorge. Die Förderung besteht in einer Zulage von 175 Euro im Jahr, wenn vier Prozent des rentenversicherungspflichtigen Jahreseinkommens eingezahlt werden. Für ein ab dem 1. Januar 2008 geborenes Kind gibt es noch einmal 300 Euro im Jahr dazu. Die Beiträge sind steuerlich absetzbar, wobei der Steuervorteil vom persönlichen Einkommensteuersatz abhängt. Für die Riester-Rente gilt allerdings die nachgelagerte Besteuerung. Das heißt, in der Auszahlungsphase werden alle Riester-Verträge versteuert. In den meisten Fällen lohnen sich aufgrund der aktuell niedrigen Zinsen vor allem fondsgebundene Verträge oder ein Wohn-Riester.
Herr Nowak schlägt seiner jungen Kundin eine ausgewogene Anlagestrategie vor. Sie sollte 20 Prozent ihres frei verfügbaren Monatsgehalts auf ein Tagesgeldkonto legen, 30 Prozent in eine Festgeldanlage stecken und 50 Prozent in Investmentfonds investieren. Diese Strategie begründet er damit, dass die Zinsen für klassische Sparformen wie Tages- und Festgelder bestenfalls leicht über der Inflationsrate liegen. Eine deutlich bessere Rendite bieten Aktienfonds, die bisher alle anderen Fondsgattungen bei einer Laufzeit von 35 Jahren deutlich geschlagen haben.
Wertentwicklung verschiedener Investmentfonds
Sparplan: 100 EUR/Monat über 35 Jahre (= 42.000 EUR)
|
in EUR | % p. a. |
---|---|---|
Aktienfonds global | 180.183 | 7,2 |
Aktienfonds Deutschland | 144.016 | 6,2 |
Aktienfonds Europa | 125.624 | 4,8 |
Mischfonds Euro | 76.822 | 3,2 |
Offene Immobilienfonds | 71.932 | 2,9 |
Rentenfonds global | 68.608 | 2,6 |
Es werden alle Fondskosten inklusive Ausgabeaufschlag berücksichtigt.
Quelle: BVI
Vermögensbildung per Dauerauftrag
Herr Nowak rät Frau Kaminski zu einem Aktien-ETF. Hier kommen vor allem globale Aktienfonds in Betracht. Trendthemen wie Künstliche Intelligenz oder Infrastrukturprojekte sind ebenfalls eine Option. „Meinen Sie, dass Aktien aufgrund der aktuellen politischen und geopolitischen Spannungen sinnvoll sind?“, überlegt die Kundin. „Ganz klar ja, denn bei Aktienanlagen ist eine langfristige Betrachtungsweise vorzunehmen“, erläutert der Berater. „Natürlich sind Unsicherheiten wie die US-Zollpolitik zu berücksichtigen. Das wirkt sich aber eher darauf aus, ob und wie viele ETFs aus den USA Sie in Ihr Portfolio integrieren möchten.“
ETFs sind gerade für Berufsanfänger interessant, weil diese in der Regel eine lange Ansparphase vor sich haben. Bei diesen börsengehandelten Indexfonds (Exchange Traded Funds) fallen zudem – im Gegensatz zu aktiven Investmentfonds – keine Abschlussprovisionen beziehungsweise Ausgabeaufschläge an und die Verwaltungsgebühren sind im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds wesentlich geringer.
Der Berater hält einen Sparplan für sinnvoll. Im Unterschied zu einer Einmalanlage bietet ein solcher viele Vorteile. Berufsanfänger:innen haben noch nicht viel Geld zum Sparen zur Verfügung. Mit vergleichsweise kleinen Sparraten können sie dennoch die Chancen des Kapitalmarkts zur Vermögensbildung nutzen. Zudem profitieren Anleger:innen vom Cost-Average-Effekt (Durchschnittskosteneffekt). Dieser federt Kursschwankungen ab, da ein Anleger keine feste Zahl an Fondsanteilen kauft, sondern regelmäßig einen festen Betrag einzahlt, sodass er bei fallenden Aktienkursen mehr Anteile und bei steigenden Aktienkursen weniger Anteile kauft. Damit erwirbt er die Anteile aufgrund der unterschiedlichen Ausgabepreise zu einem insgesamt günstigeren Durchschnittspreis.
Herr Nowak zeigt dazu ein Beispiel:
Cost-Average-Effekt
Monat | Ausgabepreis | Fester monatlicher Betrag | Feste monatliche Anzahl |
||
---|---|---|---|---|---|
Einzahlung | Anteile | Anteile | Einzahlung | ||
1 | 20,00 EUR | 600 EUR | 30 | 18 | 360 EUR |
2 | 25,00 EUR | 600 EUR | 24 | 18 | 450 EUR |
3 | 40,00 EUR | 600 EUR | 15 | 18 | 720 EUR |
4 | 33,33 EUR | 600 EUR | 18 | 18 | 600 EUR |
5 | 66,66 EUR | 600 EUR | 9 | 18 | 1.200 EUR |
6 | 50,00 EUR | 600 EUR | 12 | 18 | 900 EUR |
Summe | 3.600 EUR | 108 | 108 | 4.230 EUR |
Quelle: Eigene Darstellung
3.600 Euro werden über sechs Monate verteilt in einen Aktienfonds investiert. Für jeweils 600 Euro werden je nach Ausgabepreis unterschiedlich viele Anteile gekauft. Alternativ kann immer dieselbe Zahl an Anteilen zu unterschiedlichen Preisen erworben werden. Nach der ersten Methode kostet ein Anteil im Schnitt 33,33 Euro, nach der zweiten 39,17 Euro. Das Einzahlen gleich großer Beträge ist damit sinnvoller.
Frau Kaminski fragt sich, wie viel sie jeden Monat sparen kann. Herr Nowak erklärt, dass dies von ihren monatlichen Ausgaben abhängt. Zur Ermittlung des monatlichen Sparbetrags sind von ihrem Monatsgehalt die persönlichen Lebenshaltungskosten und sonstige Ausgaben abzuziehen. Dazu zählen:
- Wohnungskosten (Miete, Nebenkosten)
- Lebensmittel (Nahrung, Getränke)
- Medien (Internet, Smartphone, Streaming)
- Freizeit (Kino, Restaurant), Urlaub, Vereinsbeiträge etc.
- Versicherungen
- Bekleidung und andere Konsumausgaben
Frau Kaminski ist sich sicher, dass ETF-Sparpläne gut zu ihr passen, um Vermögen aufzubauen und für das Alter vorzusorgen. Allerdings findet sie einen Betrag von 600 Euro monatlich recht hoch. „Das war natürlich nur ein Beispiel und auch die von mir vorgeschlagene Aufteilung 20/30/50 ist nicht in Stein gemeißelt. Wir können jederzeit Umschichtungen vornehmen, wenn sich Ihre Lebenssituation oder das Marktumfeld ändert. Fällig gewordenes Festgeld kann zum Beispiel in einen Investmentfonds fließen. Auch können Sie den Fonds-Sparplan hinsichtlich Höhe und Ausführungsdatum jederzeit ändern“, erklärt Herr Nowak. Da die Materie sehr umfangreich ist, schlägt er einen weiteren Beratungstermin vor. Bis dahin soll sich Frau Kaminski realistische Gedanken über ihre monatlichen Ausgaben machen, damit er mit ihr zusammen den monatlich frei verfügbaren Sparbetrag ermitteln kann.
Ergänzende Informationen und Materialien
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